Italien | Urlaub in Italien heißt unweigerlich, mit der heimischen Bevölkerung in Berührung zu kommen. Sind Sie mit dem Auto unterwegs, erleben Sie das italienische Temperament in Reinkultur. Vor allem im Stadtverkehr erfahren Sie schnell, wofür der typische Italiener eine Hupe hat: Er benutzt sie nicht, um zu signalisieren, dass Gefahr im Verzuge ist. Vielmehr setzt er sie ein, um zu demonstrieren: Hier bin ich! Oder: Achtung, ich komme!

Bild zeigt Italien

Auch ansonsten ist der typische Italiener eher laut. Er redet und singt mit vollem Stimmeinsatz und gestikuliert gern, um Rede oder Gesang überzeugend zu untermauern. Ist er im Service tätig, zeigt er Ihnen eine Mischung aus routinierter Höflichkeit und lässiger Herablassung.

Denn der Italiener an sich ist stolz und möchte nicht den Eindruck erwecken, er sei auf Ihr Trinkgeld angewiesen, das er aber gern einstreicht. Der schlitzohrige Charme und die große Oper aus nichtigem Anlass sind weitere charakteristische Merkmale des Italieners.

In Norditalien begegnet Ihnen der typische smarte, moderne Typ der Italieners, weltoffen, elegant angezogen, mehrsprachig und konsumfreudig. Er interessiert sich für Autos, Fußball, schöne Frauen, Musik und fürs Verdienen. Sein Geld gibt er für Autos, Fußball und schöne Frauen aus, aber auch für Konzerte, Kleidung, Wohnaccessoires und gutes Essen.

Auf den Süden des Landes blickt er mitleidig bis verächtlich herab, denn in Mailand und Turin wird in seinen Augen das italienische Bruttosozialprodukt erwirtschaftet, während südlich von Rom eine Art „Entwicklungsland“ existiert. Urlaub in Kalabrien oder auf Sizilien – warum nicht? Aber danach schnell wieder heim Richtung Bologna oder Florenz.

Der „arme Bruder“ Süditaliener hingegen präsentiert sich Ihnen als in der Tradition verhaftet und mit angeblich null Ahnung über Phänomene wie Mafia und Konsorten. Nie würde ein Neapolitaner oder Sizilianer einem Fremden gegenüber einräumen, dass es Kriminalität oder Korruption im Lande gibt.

Politische Verwerfungen in Rom quittiert er mit einem Achselzucken, doch über die Lokalpolitik kann er sich ereifern, als bräche der Ätna aus. Er kämpft vor allen in vom Tourismus kaum profitierenden Landstrichen um seine Existenz, beispielsweise als Bauer, Fischer oder Gastwirt. Den Euro kann er bis heute nicht leiden, aber den Heiligen Vater verehrt er aus tiefster Überzeugung. Mit seinem „reichen Bruder“ aus dem Norden eint ihn die Begeisterung für Autos, Fußball und Musik. Ob er auch für schöne Frauen und für gutes Essen schwärmt, erfahren Sie erst, wenn er Sie als eine Art „amigo“ akzeptiert. Er zeigt ihnen lieber, wie Wein angebaut oder hochwertiger Grappa destilliert wird und wie eine anständige Salami zu schmecken hat.

Wichtigster regionaler Unterschied: Der Norditaliener ist ein Pascha, weil er glaubt, es sich leisten zu können. Der Süditaliener ist ein Macho, weil er glaubt, alles außer der Wirtschaftslage könne gern so bleiben, wie es immer war.

Wie gut, dass die Norditalienerin es mit Charme und Eleganz versteht, beruflich erfolgreich zu sein, sich für die Frauenrechte einzusetzen und trotzdem ihren Pascha zu Hause nach Strich und Faden zu umgarnen. Da sie meistens ab spätestens 40 als „Mamma“ wahrgenommen wird und ihr Mann sich mindestens eine Affäre leistet, bringt sie ihr Schäfchen so früh wie möglich ins Trockene und auch noch zwei bis drei Bambini auf die Welt. Kein Wunder, dass die Norditalienerin oft eine gestresste Frau ist, die nicht allzu viel Zeit darauf verwendet, mit Besuchern aus anderen Ländern zu plaudern. Das überlässt sie lieber ihrem Mann, der sich gern in Szene setzt und mit seinen Erfolgen nicht hinterm Berg hält.

Die Süditalienerin hingegen, sofern sie Hausfrau und Mutter einer Kinderschar ist, hat alle Zeit der Welt, um Ihnen diese aus ihrer Sicht ausführlich zu beschreiben, häufig mit einem tief im katholischen Glauben verankerten Hintergrund. Die Pasta-Soße nach Art des Hauses köchelt derweil leise vor sich hin. Nach etwa zwölf Stunden besitzt sie die richtige Konsistenz, um am Abend gegen 22.00 Uhr serviert zu werden. Dann essen auch die Kinder mit, die noch nicht zur Schule und anschließend ins Bett gehen. Alles eine Frage des Klimas, wird Ihnen die energische Süditalienerin lächelnd zu verstehen geben.

Gebildete Italienerinnen und Italiener sind stolz auf ihr Land, allerdings nicht auf die Politik und auf das Fernsehen. Sie lieben ihre Kulturstätten, die beglückende Ästhetik ihrer Architektur, die Gemälde, Opern und Romane ihrer bedeutenden Künstler. Die Mode, den Wein und die kulinarischen Genüsse Italiens halten sie hoch. Natürlich schwärmen sie ebenfalls für Autos, Fußball und schöne Frauen, singen gern und laut und diskutieren leidenschaftlich über Gott und die Welt. Italiener können über alles mit Engagement reden: über den Papst oder Pasta, über das Wetter oder Venedigs Niedergang, über Schuhe oder Asti Spumante – Sie werden Spaß mit diesen kommunikativen Menschen haben.