Obgleich auch die Geschichte der Wehranlage oberhalb von Varenna interessant ist, zieht das Castello di Vezio die Menschen doch eher wegen der fantastischen Aussicht über den Comer See an. Und diese ist wirklich atemberaubend, erlebt man den See hier in einer Klarheit und Übersicht, wie sonst nur selten.

Castello di Vezio

Das Castello di Vezio ist absolut top!

Das Auge reicht vom östlichen Seearm über die Bellagio-Halbinsel (im Hintergrund das Massiv des Monte San Primo) bis weit in den westlichen Seearm hinein. Spätestens hier oben wird klar, warum dieser Abschnitt des Comer Sees als ‚Goldene Dreieck‘ bezeichnet wird. Es ist das landschaftlich schönste Gebiet, das Zentrum der Mondänität und die Wiege der englischen und italienischen Gartenbaukunst in Oberitalien.

Der Blick vom Castello di Vezio ist einzigartig am See.

Das Castello liegt eher unauffällig auf einer Bergkuppe, leicht ansteigend zu erreichen von Vezio, einem fast unverändert gebliebenen Ort mit nur knapp 50 Einwohnern, einer Taverne und einem Keramikladen. Von unten ist die Burg kaum auszumachen. Von oben aber, z.B. vom Sasso di Defendente, lassen sich die Grundrisse der Burg gut erkennen: eine rechteckige Anlage, die von einer hohen Mauer umgeben ist. Auf der südlichen Seite befindet sich ein Turm mit einer gewendelten Steintreppe. Die Außenmauern sind zum Teil begehbar und beinhalten heute Ausstellungsstücke über die Geschichte des Castellos.

Die Geschichte des Castello di Vezio

In der Mitte der Burg ragt der eigentliche Burgturm mit ca. 25 m hervor, den man über eine authentisch wirkende Zugbrücke betritt. Viele mit der Außenmauer verbundene Treppenstufen führen nach oben. Unterwegs trifft man immer wieder auf einzelne Exponate aus früherer Zeit. Insgesamt bietet das Castello wenig Wohnraum und diente wohl auch hauptsächlich dem Schutz der Umgebung. Die dem Castello zugehörigen Dorfeinwohner stammen aller Wahrscheinlichkeit nach aus Ligurien. Da auch Kelten und Römer im näheren Umfeld siedelten, kam es immer wieder zu Spannungen. Zuwanderer aus dem Veltlin sorgten für weiteren Zündstoff.

Erbaut haben soll das Castello die langobardische Königin Theudelinde (570 – 627), die Tochter von Garibaldi I und Walderada, die in der Nähe von Varenna begraben ist. Möglicherweise hatte sie es als Kirche geplant. Die Aufzeichnungen dazu sind jedoch sehr legendenhaft und belegen diese Annahme nicht wirklich. Tatsache ist wohll, dass das Castello in erster Linie zum Schutz der Handelswege erbaut wurde. Die ganze Region um Varenna, Esino Lario, Bellano und Dervio mit dem Valvarrone und Valsassina hinein war von der sehr ertraggreichen Eisenindustrie geprägt. Auch heute sieht man noch viele technische Zeitzeugen der damaligen Zeit wie Lastenseilbahnen, Schienenwege, Transportstraßen, die allerdings aus dem letzten Jahrhundert stammen.

Die Angaben über den Bau der Festung im 12. Jahrhundert sind vage, es gibt bestenfalls Erwähnungen in historischen Dekreten. 1 244 wird zum ersten Mal von einer Flucht in das Castello zu Varenna berichtet. Ab1631 prägte die Familie Tarelli die Anlage in ihrer heutigen Form. In der Folge wechselten die Besitzer mehrmals, die Serbellonis (1778) waren sicherlich die Bekanntesten unter ihnen. Seither wurde das Castello immer wieder renoviert, in seiner Gestalt aber nicht mehr verändert. Auch die Umgebung des Castellos bietet einige interessante Facetten.

Interessante Veranstaltungen bereichern das Castello di Vezio

Regelmäßig veranstaltet ein Falkner eine Show mit Wildvögeln – ein beeindruckendes Spektakel in mittelalterlicher Kulisse. Hin und wieder werden auch Schauspieler aus der Region eingebunden, sodass ein authentisches Schauspiel entsteht. Außerhalb der Showzeiten sitzen einige der Vögel vor dem Zugang zum Kastell um einen Baum herum  wie Schaufensterpuppen – etwas, was nicht alle Besucher schätzen.

Man kann auch einkehren …

Das Gasthaus ‚Il Ristoro del Castello‘ im Burggelände hat in den Sommermonaten  geöffnet, im Kassenhäuschen kann man Mitbringsel erwerben. Wer etwas gepflegter essen möchte, sucht das Ristorante ‚Il Porticchio‘ in Vezio auf. Castello di Vezio. Via del Castellano, 6. 23828 Perledo.  031 303 180. info@castellodivezio.it.  www.castellodivezio.it. Preise von EUR 2,00 bis 4,00. Geöffnet von März bis Oktober: täglich. 10.00 bis 17.00 Uhr (im Sommer abends etwas länger). GPS: 46°00‘38.99“ N – 09°17‘12“ E. Il Ristoro del Castello. Castello di Vezio. 23828 Perledo/Lecco. 0333 4485975 (Nicola).

Geöffnet von März bis November: täglich 09.30 bis 00.30 (bei schlechtem Wetter geschlossen).Im Sommer wird der Platz vor dem Castello seeseitig bestuhlt (nur für Gruppen). Ristorante il Portichetto. Via della Foppa, 2. 23828 Varenna/Perledo. 0341 830316. info@ristoranteilportichetto.com. www.ristoranteilportichetto.com.