Die Herstellung der Seide ist ein Prozess, in dem der bis zu 1 km (!) lange Faden eines Seidenraupenkokons zunächst wieder abgewickelt wird.

Dazu wird das Tier einige Tage vor dem Schlüpfen durch Wasserdampf getötet. Würde man den Schmetterling schlüpfen lassen, wäre naturgemäß mit Beschädigungen an der Austrittstelle zu rechnen. Für einige ein Grund, auf Kleidungsstücke aus Seide zu verzichten. Die Raupe des Seidenspinners ernährt sich ausschließlich von den Blättern des Maulbeerbaums, die Früchte sind für sie völlig uninteressant.

Gut vier Wochen nach dem Schlüpfen hat sie ihre richtige Größe erreicht und beginnt sich einen Kokon zu spinnen. Dabei arbeitet sie mit den vier Drüsen ihres Kauwerkzeugs, zwei am Ober- zwei am Unterkiefer. Bei diesem Vorgang verbinden sich die proteinhaltigen Seidenfäden (Fibroin) mit dem sog. Seidenbast (Serizin), dem Klebstoff, der die Seidenfäden verstärkt und zusammenhält. Nach acht bis zehn Tagen werden die Kokons in Wasserdampf gegeben, wodurch die Raupen im Innern des Kokons absterben.

Nun wird der Faden vorsichtig abgespult, in der Fachsprache ‚abhaspeln’ genannt. Anschließend werden die Seidenfäden in ein Bad aus Lauge gelegt, wo sich der Seidenfaden wieder von dem Klebstoff löst und gereinigt und gebleicht wird, um dann zu den verschiedenen Stoffarten weiterverarbeitet zu werden: Chiffon, Satin und Taft. Beschädigte und nicht abspulbare Fäden werden als minderwertigere Bourette-Seide in speziellen Verfahren verarbeitet und günstiger angeboten. Diese Seide ist unregelmäßiger und matter.

Die Eigenschaften der Seide sind in ihrer Fülle allen anderen Fasern überlegen. Sie fühlt sich bei Feuchtigkeit noch lange trocken an, ist sehr elastisch und extrem leicht. Neben der Zuchtseide wird auch die Wildseide angeboten. Diese wird aus den Kokons der Tussahspinner (Wildseidenspinner) gewonnen, neben einem Qualitätsunterschied zeigt sich hier auch eine dunklere gelbliche Färbung.